Telegram
WhatsApp ist zur Zeit der meist genutzte Messenger. Weil er der erste war und man sich grundsätzlich darauf verlassen kann, dass ihn jeder installiert hat. Dass dieser aus meiner Sicht aber obsolet geworden ist und warum Telegram die Nachrichten-App meiner Wahl ist, erfährst du hier.
Warum hat denn nicht schon jeder Telegram?
WhatsApp war die Evolution des SMS. Heute kaum vorstellbar, war es damals genial, sich keine Gedanken über die Textlänge oder die anfallenden Kosten zu machen, Internet-Flatrate sei dank. Für lange Zeit gab es auch keine Alternativen, vermutlich aus Kostengründen. Oder weil einfach der Mut zu was neuem gefehlt hat.
Und jetzt braucht’s dich. Damit der Wechsel klappt müssen nicht nur die Entwickler, sondern auch die Benutzer Mut beweisen. Im weiteren Verlauf zeige ich dir, warum du auf WhatsApp verzichten – und zu Telegram wechseln solltest.
Was ist an WhatsApp denn so schlecht?
WhatsApp hat viele technische Einschränkungen. Bilder werden komprimiert, Videos ebenso – und müssen bei bedarf gekürzt werden. Nachrichten müssen eigenständig in der Cloud gespeichert werden und die vermeintliche Desktop-App ist lediglich eine Nachrichten-Synchronisierung des mobilen Gerätes über das Internet. Ist dein Handy offline, funktioniert auch der Desktop Messenger nicht. iPad App? Fehlanzeige. Die Funktion Status – übernommen aus Instagram – wird ab dem Jahr 2020 Werbung enthalten.
Als der Facebook-Konzern WhatsApp im Jahre 2014 gekauft hat, wurden viele Versprechungen abgegeben (unter anderem, dass WhatsApp unter Facebook werbefrei und unabhängig bleiben soll). Diese und weitere Versprechen wurden gebrochen.
Was vermutlich die wenigsten interessiert und trotzdem ein wichtiger Punkt ist, ist das Thema Sicherheit. Erst kürzlich wurde wieder eine Sicherheitslücke aufgedeckt. Leider nicht zum ersten Mal. Ausserdem ist davon auszugehen, dass auch heute noch eine Unmenge an Konversationen unverschlüsselt auf den Servern liegen.
* Stand August 2019
Was macht Telegram besser?
Ich habe die Alternativen ausprobiert. iMessage, Facebook, Instagram, Snapchat, Threema, Wire, Signal oder – ganz exotisch – WeChat. Aber ich bin bei Telegram hängen geblieben. Er ist schnell, lässt sich ordentlich individualisieren, und fühlt sich wie ein Messenger an, der auch einer sein will. Jedes Update ist wohl durchdacht. Nachfolgend nur einige der Funktionen, die ich in einem Messenger nicht mehr missen will.
Nachrichten ohne Benachrichtigungston senden
Wie oft war ich schon hin und hergerissen, ob ich morgens um 3 meinem Entwickler-Buddy schreiben soll. Womöglich wird er durch die Nachricht geweckt. Okay, er könnte sein Handy ja auch ausschalten oder auf Lautlos schalten. Aber vielleicht hat er es für Notfälle an. Ist meine Nachricht nun ein Notfall? So oder so, solche Gedanken brauche ich mir nicht mehr zu machen, ich habe nämlich die Möglichkeit Nachrichten lautlos zuzustellen.
Nachrichten geplant versenden
Ein Feature das schon seit längerer Zeit bei E-Mails Einzug gehalten hat gibt’s nun erstmals auch für einen Messenger. Einfach die Uhrzeit wählen, wann die Nachricht versendet werden soll und schon wird dein Kumpel pünktlich daran erinnert, dass er sich langsam fürs gemeinsame Bier auf den Weg machen soll.
Mehr Nachrichtenoptionen
Wie oft wolltest du schon einen Teil – Zum Beispiel eine Adresse – aus der Nachricht kopieren. In den meisten Messenger läuft das folgendermassen ab: Nachricht kopieren, in Texteditor einfügen, gewünschten Text markieren und kopieren, Texteditor schliessen, App zum einfügen öffnen… Ihr seht schon, worauf ich hinaus will. Telegram hat sich dem Problem gewidmet und eine elegante Lösung dafür gefunden.
Stickers
Eines meiner Lieblings-Features sind die Sticker. Die Künstler, welche diese zur Verfügung stellen sind Klasse. Ich habe den Kanal Trending Stickers abonniert, um an die neusten Sticker zu kommen. Bisher gab’s noch keine Situation (Oder Emotion), die ich nicht mit einem Sticker perfekt ausdrücken konnte.
Location basierte Gruppen
Eigentlich hat Telegram mir damit meine App Idee geklaut. Als ich früher noch die Clubs unsicher machte, wünschte ich mir immer eine App, welche die Besucher an der selben Location anzeigt um so direkt mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Telegram bietet nun diese Möglichkeit und zeigt Gruppen an, welche an einen Standort gebunden sind.
Sicherheit
Was ist den nun mit der Sicherheit? Telegram zeigt in deutscher Sprache Informationen zum Thema Sicherheit ihrer App. Dass Nachrichten immer auf allen Plattformen über die Cloud verfügbar sind, hat aber auch einen Nachteil. Standardmässig sind die Nachrichten nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt. Technisch ist es einfach schwierig, diese Verschlüsselung anzubieten und Nachrichten auf allen Plattformen synchron zu haben. Serverseitig sind jedoch alle Nachrichten verschlüsselt. Zudem sind die Schlüssel dezentral gelagert. Das bedeutet, es dürfte z.B. einer Regierung schwer fallen, die Nachrichten zu entschlüsseln.
Wer nicht gerade Nuklearcodes oder Fotos vom Yeti austauscht dürfte auf der sicheren Seite zu sein. Immerhin haben die Entwickler ihr eigenes Land verlassen, weil dieses an die Daten des Messenger-Dienstes wollte.
Telegram bietet im Gegensatz zu WhatsApp eine 2-Faktor-Autorisierung an. Nebst dem Bestätigungscode welcher bei einer Neuanmeldung eingegeben werden muss, kann der Account über ein zusätzliches Passwort abgesichert werden. Die App selbst lässt sich beim Starten über ein Passwort, FaceID oder TouchID schützen.
Die meisten Messenger bieten sogenannte Geheime Chats an. Das gewährleistet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die meisten Messenger verwenden aber den normalen Nachrichtenversand zum Beispiel bei WhatsApp und eben diese werden unverschlüsselt auf den Servern gespeichert.
Selbstzerstörung von Bildern und Videos
Ähnlich wie bei Snapchat lassen sich Fotos und Videos mit einer Selbstzerstörung versenden. Telegram versucht Screenshots zu verhindern, sofern es das Betriebssystem zulässt. Abfotografieren lässt sich das Display natürlich trotzdem. Der Timer lässt sich zwischen 1 und 60 Sekunden stellen.
Privatsphäre
Telegram bietet eine vielfälltige Anzahl an Optionen wer deine Nummer, oder dich als Nutzer sehen kann:
- Bei Telegram richtest du dir zusätzlich zur Mobile-Nummer einen Benutzernamen ein. So kannst du mit jemandem in Kontakt treten ohne deine Nummer zu teilen.
- Du kannst bestimmen, wer deine Nummer sehen kann. Individuell für einzelne Personen und Gruppen. So können Mitglieder einer Gruppe (zum Beispiel Mitarbeiter) deine Nummer auf deinem Profil einsehen, wenn sie diese noch nicht haben, andere aber nicht.
- Ob Personen deine Nummer sehen, wenn du Ihre gespeichert hast, lässt sich ebenfalls verwalten.
- Andersrum geht’s aber auch. Hat jemand deine Nummer, kannst du angeben, dass du Telegram gar nicht verwendest und Ihn so blockieren, bevor er überhaupt Telegram installiert hat.
- Nutzer lassen sich auch vollständig blockieren.
Der Zeitstempel kann nicht vollständig ausgeblendet werden. Stattdessen wird eine ungefähre Zeitangabe (z.B. Kürzlich, innerhalb einer Woche, innerhalb eines Monats) angezeigt. Telegram löscht ausserdem sämtliche Daten, wenn der Account länger als 6 Monate inaktiv war, mit der Option zwischen 1 und 12 Monate.
Ähnliche Einstellungen gibt’s für das Profilbild, Anrufe, Weiterleitungen von Nachrichten und wer dich einer Gruppe hinzufügen darf.
Gemeinsame Nachrichten
Nachrichten lassen sich auf beiden Seiten löschen. Löschst du einen Chat vollständig, kannst du entscheiden, ob dieser bei deinem Gegenüber ebenfalls gelöscht werden soll. Das selbe geht auch für einzelne Nachrichten.
Broadcast und Gruppen
Gruppen sind in Telegram ein wichtiger Bestandteil. Bis zu 200’000 Mitglieder kann eine Gruppe beinhalten. Um eine solche Masse im Zaum zu halten gibt’s viele Optionen. Zum Beispiel können mehrere Administratoren bestimmt werden, die Nachrichten können begrenzt werden (Zum Beispiel, dass jedes Mitglied nur jede Minute ein Text versendet werden kann), oder es kann eine Zeitlich begrenzte blockierung für einen Benutzer eingerichtet werden. (Mehr zu Gruppen)
Bots
Bots sind computergesteuerte Nutzer. Diese werden verwendet um zum Beispiel Umfragen durchzuführen oder ermöglichen Bezahlungen über Schnittstellen. In Gruppen ist standardmässig ein Bot für Umfragen dabei.
Und noch viel mehr…
Anlässlich zum 6-Jährigen Jubiläum hat Telegram die komplette Historie aufbereitet. Wer wirklich alle Features sehen möchte, kann sich im offiziellen Blog informieren.
Und wer mich hinzufügen möchte, darf das ebenfalls gerne tun.
Nachtrag 09/2020: Ich habe WhatsApp und andere Messenger und Social-Media-Dienste gelöscht (Zu meinem Beitrag) und verwende nebst iMessage nur noch den Telegram Messenger. Wie schaut’s bei dir aus? Könntest du auf WhatsApp verzichten? Gibt’s für dich gründe gegen Telegram? Lass uns diskutieren und schreib mir einen Kommentar.
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